Ich arbeite gerne mit Materialien, welche form- und veränderbar sind. Latexgummimilch interessiert mich als künstlerisches Material besonders, weil es nicht nur formbar ist, sondern auch zeitlich reagiert. Es speichert Berührung, zeigt Alterung und wird zum Träger von Erinnerung. Latex hat so etwas wie ein Gedächtnis. Gummimilch verändert sich von einer weissen flüssigen Dispersion in einen elastischen Festkörper. Diese stoffliche Transformation finde ich spannend. Während das Material langsam trocknet, entfaltet sich eine stille Zeit des Wartens, des Übergangs, wo sich der Latex verwandelt und Raum für Reflexion entsteht. Der gesamte Prozess wird zu einer körperlichen Choreografie zwischen Kontrolle und Loslassen, zwischen Verletzlichkeit und Erinnerung. Meine Latexobjekte sind die Materialisierung von dieser emotionalen Bewegung. Die Stickerei ist ein tastender Versuch, eine Spur im Offenen zu ziehen.In dieser Materialkombination liegt ein stiller Appell: Verzeihen heisst nicht vergessen, sondern sichtbar machen, was unter der Haut lebt.